serendipity gallery
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AUS DER KÄLTE -
    out of the cold

   Mit einer grandiosen Ausstellung zum Thema “Kälte” verabschiedet die Serendipity Gallery den Winter.
Walfischknochen, eine Arie Puccinis gesungen vom “eiskalten Händchen”, Marienkäfer die sich aus der Kälte ins Warme flüchten und eine Tropfsteinhöhle, deren stetig fallender Wassertropfen den unbedarften Besucher in die Verzweiflung treibt, spielen noch einmal mit allen Varianten winterlichen Wahnsinns.
Das mediale Spektrum reicht von der Malerei über die Fotografie bis hin zur audiovisuellen Multimediainstallation. Teilweise mit zarten Andeutungen, teilweise mit brachialer Überwältigungsstrategie nutzen die Künstler das gesamte Spektrum ihrer vielfältigen Ausdruckmittel. Es entsteht ein breites Panorama aus physische Kälte, erstarrendem und schmelzendem Eis, aber auch die Kälte der sozialen Ausgrenzung wird zum Thema.
Dabei zeigen sich Bilder von berückender Schönheit, und Momente besinnlicher Kontemplation über die divergierenden Komponenten von Erstarrung und Auflösung. Die ausgestellten Werke künden von einsamer Innerlichkeit, puzzeln aber auch mit dem anekdotischem Zitat aktueller Kommunikationstechnik. Wer über den unerwarteten Kälteeinbruch am Anfang des Jahres und den Frühling, der sich in den nächsten Wochen andeuten wird, nachdenken und Bilder und Multimediales hierzu sehen möchte, ist herzlich eingeladen.

   Unter Null, Menschen in warme Kleidung gehüllt, weißer Dampf, der aus Auspuffrohren quillt. Der Winter ist eingetroffen. Erst hat er ein weißes Kleid über die Stadt geworfen, dann das Wasser in Flüssen und Seen erstarren lassen. Zersplitterte Eisschollen in Kanälen treiben eine Weile, um dann zu einem unregelmäßigen Mosaik zu erstarren. Larven erfrieren in der Stein gewordenen Erde. Damit genügen sie dem sich selbst reinigenden Zyklus der Natur, die auf das Sterben der verborgenen Schädlinge angewiesen ist.
Es friert – nicht nur auf den Straßen, Seen, Bäumen und in den Gärten, sondern auch im sozialen Gebälk. Während Hedge-Fonds Manager wieder ihre Boni und Gehälter in die Höhe schrauben drängen sich Menschen in Wärmestuben und U-Bahn Schächten um nicht zu erfrieren. Innenstädte erkalten zu einem keimfreien Laboratorium für Medienyuppies und Latte-Macchiato Mütter.
In der sozialen Erstarrung überleben nur diejenigen, die es rechtzeitig geschafft haben, sich einen Platz an den Fleischtöpfen zu sichern. Zara und Addidas, Starbucks und McDonalds verdrängen Obst und Gemüse, Kaffeeshop, Szenekneipe und Hausprojekt.
Was passiert in der Kälte, wenn die Bewegung erloschen ist, wenn Brennstoff benötigt wird um dem Reich der Kälte, das mit den grauen Männer einher geht, Widerstand entgegen zu setzen? Wo beginnt das Leben erneut, wo brechen die ersten Krokusse unter der eisigen Decke hervor? Welche neuen Pflanzen werden im Frühling erblühen und bunte Vielfalt verbreiten?

   Mit Fotos, Malerei, Installation zeigt die Ausstellung eine vielgestaltige Deutung des Begriffes der Kälte. Von der Dokumentation über die Interpretation bis in zur lyrischen Verklärung der Eis gewordenen Einsamkeit reichen die Exponate.

Mit Musik & Performances von
    Uli Sachse, Institut für Pataphysik, Anders Kamp, Imke Lindau, GodsDogs.