Schreckliches künden die Verhältnisse.
13 Künstler bat die serendipity gallery im Kunsthaus ACUD, sich selbst, ihre Persönlichkeit, ihre Befindlichkeit ins Verhältnis zu den Zeitläuften zu setzen.
Das Szenario, das sich nun in Bildern, Installationen und Assemblagen entfaltet, ist kein fröhliches.
Viele tote Augen, viele spitze Klingen, Zähne und Fingernägel, viel Schwarz und viel Rot.
Wenig Zwischentöne. Bilder scheinen zu schreien, Leiber unter der Last der Verhältnisse zerdrückt zu werden.
Das ist keine schöne Kunst, nichts, was über das Sofa gehängt werden und für eine erbauliche Stimmung sorgen könnte.
Die Künstler ignorieren Kunstgeschichte und Kunsthandwerk weitgehend und widmen ihr Werk dem puren, unverfälschten Ausdruck.
Ihr Verhältnis zu ihrer Lebenswelt scheint von inneren Kämpfen geprägt, die gerne ungeschönt präsentiert werden.
Hier schreien dem Betrachter zu weiten Teilen Innenwelten entgegen, die hoffen lassen, dass die Befindlichkeit der Maler nicht vollständig dem Dargestellten entspricht.
Wenn Flammen aus einem Körper mit abgerissenem Kopf schlagen, wenn eine Figur, die entfernt an einen Embryo erinnert, unter Erdmassen begraben ist,
dann provoziert dies beim Betrachter eher Erschrecken als ästhetische Verklärung.
Hier wird nichts beschönigt. Keine ästhetisch verklärte Melancholie wird ausgebreitet, sondern die nackte Seele. Die stellt sich als reichlich geschunden heraus.
Die Ausstellung kann als ein Gegenprogramm zum herrschenden, oft hohlen Glamour der Upper-Class Galerien des Viertels gelesen werden.
Wo anderen Ortes gelackte Exponate den Sensemann als hübsch stilisierten Schnitter zeigen, tropft bei der serendipity gallery das Blut aus den Skelett.
Das erinnert dann aber auch ein wenig an den Witz vom Knochenmann, der die Kneipe betritt und „ein Bier und einen Wischlappen“ ordert.
Irgendwann kippt auch der schlimmste Horror um in Komik. Dies hatte schon das legendäre „Texas Chainsaw Massacer“ demonstriert, das spätestens dann in unvermutete Heiterkeit umschlägt, wenn „Leatherface“ über seine eigene Kettensäge stolpert.
Gar so schrecklich ist es vermutlich doch nicht in Berlin Mitte.
Gegenüber der serendipity gallery blickt der Besucher des hochpreisigen Nobelrestaurant auf ein schönes Parkareal mit Springbrunnen.
Auf dem Abhang der Parkwiese sonnt sich entspanntes Publikum in den letzten Strahlen des verschwindenden Herbstes,
die Bäume entfalten ein buntfarbiges Feuerwerk aus Rot- und Gelbtönen.
Die Ausstellung stellt ein interessantes Spannungsverhältnis zur dominierenden Latte-Macchiato-Mütter Gesellschaft im Bergviertel her und intoniert eine Stimme,
die in ihrer Rohheit anderen Orts kaum geduldet würde.